Bericht über eine Reise in den Irak vom 14. bis 18. September 2013
Teilnehmer:
- S. Thomas
- Rudi Löffelsend
Ziel der Reise:
Erkundung der derzeitigen Situation in den Flüchtlingslagern,
Überwachung der Verteilung von Hilfsgütern aus einer Spende der Deichmann-Stiftung für Kleinkinder in einem Camp
Vorstellung beim neuen deutschen Generalkonsul in Erbil,
Treffen mit den beiden Erzbischöfen von Mosul,
Gespräche mit kurdischen Nichtregierungsorganisationen
Zeitplan: 14.-18.9. 2013
Sa, 14.9.:
06.00 Ankunft Düsseldorf-Flughafen, u.a. Zollamt wg. Bargeldtransfer
07.15 Abflug nach Wien
10.15 Weiterflug nach Erbil
14.30 Ankunft Erbil | Mittagessen bei Fam. von Thomas Bruder
17.00 Einchecken Hotel
19.00 Erste Gespräche mit christl. Kaufleuten wg. Hilfsgütern
So, 15.9.:
09.00 Überwachung Beladung von 4 LKWs | Anschl. Fahrt nach Kawergosk, neues Camp
11.00 Eintreffen, Gespräche mit Campchef, Sicherheitschef, Bürgermeister
12.00 Verteilung (wg. Fotos), dann Entladung im Camp-Magazin
15.00 Rückfahrt nach Erbil
Mo, 16.9.:
09.00 Fahrt ins Camp Baharka, Gespräch mit Campchef, Besichtigung, Gespräche mit Flüchtlingen
12.30 Mittagessen
13.30 Treffen mit dem neuen deutschen Generalkonsul im Konsulat,
15.00 Fahrt nach Kostaba, Campbesichtigung, Gespräche mit Vertretern der kurdischen NGO Barzani Charity Fondation (BCF)
17.30 Rückfahrt nach Erbil
Di, 17.9.:
09.30 Treffen mit dem syrisch-kath. Erzbischof von Mosul, Petros Mosche, in seiner neuen Gemeinde in Ankava, Gespräch
11.00 Treffen mit dem Abgeordneten Shwan Taha, Erörtern der Lage
12.00 Fahrt nach Karames in der Nivive-Ebene,
14.00 Gespräch mit dem chaldäischen Erzbischof von Mosul, Amel Nona, Planungen, Lagebericht
16.00 Rückfahrt nach Erbil
20.00 Treffen mit dem Bürgermeister von Erbil
Mi., 18.9.:
09.30 Treffen mit dem Generaldirektor und Stellv. der Basani Charethy Fondation, über zukünftige Zusammenarbeit usw.
12.00 Mittagessen
14.00 Flughafen Erbil, einchecken
15.30 Abflug
19.30 Ankunft Wien
20.00 Abflug Wien – Düsseldorf.
21.30 Ankunft
23.00 „zu Hause“
Zur Situation:
Mitte August kamen innerhalb von wenigen Tagen rund 50.000 Flüchtlinge in die Autonome Region Kurdistan im Nordirak. Das bisherige große Lager in Domiz hat mit über 80.000 Flüchtlingen bereits weit die Kapazitätsgrenze überschritten, sodass die Regierung die Flüchtlingen an der Grenze einsammelte und mit Bussen in die Provinz Erbil brachte. Sie wurden erst einmal notdürftig in öffentlichen Gebäuden untergebracht, innerhalb kürzester Zeit wurden aber vier neue Lager in der Umgebung von Erbil errichtet, die rund 30.000 Flüchtlinge aufnehmen konnten. D.h., dass alle Lager, die wir besichtigten, erst seit ca. zwei Wochen belegt sind und die Infrastruktur noch nicht vollständig erstellt wurde.
Dennoch ist dies in dieser kurzen Zeit eine beachtliche Leistung, sowohl der kurdischen Regierung als auch der verschiedenen UN-Organisationen. In den ersten Tagen Ihres Aufenthaltes in Irakisch-Kurdistan wurden die Flüchtlinge fast vollständig von der einheimischen Bevölkerung versorgt, dann übernahm das Militär.
1. Neues Flüchtlingslager bei der Stadt Kawergosk
Die Stadt mit 35.000 Einwohnern liegt ca. 15 km von Erbil entfernt; das neue Camp mit über 2000 Zelten liegt direkt neben der Stadt. Hier leben rund 12.000 Flüchtlinge aus Syrien. Vorwiegend Frauen und Kinder, viele Kinder. Für dieses Lager war unsere Naturalspende gedacht: vier mittlere und kleinere Lastwagen mit Milchpulver für Säuglinge, Windeln, Proteinkekse, Hygieneartikel, Pflegemittel und Waschpulver. Werner Rücksprache mit der Lagerleitung unsere Güter an die kurdische NGO übergeben zur vernünftigen Verteilung.
Am Eingang des Lagers befinden sich einige Container für die Lagerleitung und die UN, die auch die Registrierung vornehmen und Verpflegungskarten verteilen. Dort und an zwei weiteren Punkten des Lagers gibt es Depots für Hilfsgüter (Wolldecken, Matratzen, Bekleidung und Ähnliches). Es gibt eine sichtbare Polizeipräsenz und auch Militär. Das Lager ist von einem Zaun umgeben und es gibt befestigte Wege im Lager, WC-Häuschen, Wassertanks und eine neue Stromversorgung, die alle Zelte umfasst.
In diesem Lager wird jetzt die Verpflegung anhand der Karten verteilt. Es gibt ausreichend Brot und derzeit wird die Verpflegung durch das Militär organisiert. Zurzeit wird umgestellt auf Selbstzubereitung. Die einheimische Lagerleitung informierte uns, dass nach wie vor aus der Stadt viele Menschen kommen und Hilfsgüter, also auch Gemüse und Obst und Ähnliches, spenden; auch ein Zeichen, dass sie die Flüchtlinge willkommen heißen.
Der Campchef Basan Alin von der Regionalregierung berichtete, dass die Zugänge etwas mehr kontrolliert würden, aber die Flüchtlinge das Camp frei verlassen dürften. Fremden ist der Zutritt nicht so einfach möglich. Er berichtete, dass ab dem 15. August Flüchtlinge direkt an der Grenze aufgenommen und zuerst in dieses Camp gebracht wurden, 15.000 Menschen in zwei Tagen.
Neben der einheimischen NGO B C O ist eine japanische NGO vor Ort, die gerade dabei ist, Schulzelte mit zwölf Klassen zu errichten. Außerdem ist der norwegische Flüchtlingsdienst vor Ort, eine französische NGO, die im Namen der Welternährungsorganisation die Verpflegung verteilt und organisiert.
Im Eingangsbereich haben sich schon einige clevere Syrer niedergelassen, die an behelfsmäßigen Verkaufsständen Kleinigkeiten des täglichen Lebens vertreiben, ebenso gibt es bereits einen Friseurladen, der kostenlos arbeitet.
Äußerst positiver Eindruck vom gesamten Camp, das allerdings nur als Übergangscamp gedacht ist, da die Zelte nicht winterfest sind. Die dort tätigen staatlichen Kräfte waren alle sehr motiviert und freundlich, selbst die Polizisten halfen in der Mittagszeit beim Ausladen unserer LKWs.
2. Besuch im Camp Barhaka:
Dieses Camp ist nur 10 km von Erbil entfernt, in nördlicher Richtung. Es liegt an einem großen Zementverarbeitungswerk und beinhaltet eine sehr große Lagerhalle (ca. 200 × 80 m) die zur Unterbringung genutzt wird. Der Vorteil ist, dass in ihr Schatten herrscht und es nicht so heiß ist.
Ca. 500 Zelte sind allerdings außerhalb dieser Halle errichtet worden, auch wieder mit guter Infrastruktur und Stromversorgung, Toiletten, Wassertanks. Eine Besonderheit gab es hier: Zweimal täglich kommt ein großer Lastwagen mit Trockeneis, dass dem Trinkwasserbehältern beigefügt wird, damit das Trinkwasser kälter wird.
Das für die Versorgung eingesetzte Militär hat ein kleines Camp außerhalb. Für die Administration stehen einige wenige Container zur Verfügung. Als wir ankamen, wurde gerade die neue Camp-Schule mit zwölf Zelten eingeweiht. Polizei, Administration und NGO Leute leben im Moment auch in Zeiten. Die Halle hatte den Vorteil, dass sofort dort viele Menschen untergebracht werden konnten und sie zum Teil helfen konnten bei der Errichtung des Zeltcamps. Ein Teil der Halle wird als Magazin genutzt für Hilfsgüter.
Firmen, reiche Leute und auch der katholische Bischof aus Erbil haben jeweils für einen Tag die Beschaffung der Verpflegung übernommen in der Anfangszeit. Jetzt werden Lebensmittel verteilt, immer 4-6 Familien teilen sich einen Kochplatz, etwas außerhalb der Zeltgassen, um die Brandgefahr zu verringern, ebenso gibt es dafür Freiflächen in der Halle.
Es fehlt an Kindernahrung berichtete der Campchef Haider Mashad, und zum Teil an frischem Gemüse, hier ist Hilfe notwendig. Es gibt eine Sanitätsstation, stärker erkrankte Menschen werden in die Kliniken nach Erbil gebracht. Viele Menschen wären von der Flucht völlig erschöpft gewesen, dies hat sich inzwischen gebessert.
Einige Familien sind wohl noch getrennt in verschiedenen Lagern untergebracht, da dies beim Transport von der Grenze weg nicht alles geregelt werden konnte.
Auch hier ist die kurdische NGO KCF führen tätig, sowie eine französische Organisation, die im Auftrag der UN die Verteilung mit übernommen hat.
Wir wurden gebeten, doch für die Kinder und Jugendlichen Schuhe zu sorgen, schön wäre es, wenn einige Spielgeräte besorgt werden könnten, zum Beispiel Fußbälle Trikots, und einige andere Sachen.
Exkurs:
Unter Verantwortung des Gouverneurs wird seit Juni an einem größeren Lager mit ca. 35.000 Plätzen, ca. 30 km von Erbil gebaut, dass in den nächsten 14 Tagen fertig werden soll. Dieses Camp ist Winterfest, d.h., es hat wie das Lager Domiz Betonfundamente für die Zelte und eine Steinumfassung, ebenso gibt es für jedes Zelt ein kleines Häuschen mit Dusche, Toilette und einer winzigen Küche, um der Brandgefahr und dem starken Regen zu begegnen, den es im Winter gibt.
3. Camp: Kostaba
Liegt ca. 25 Kilometer von Erbil, Richtung Kirkuk, in einer fruchtbareren Gegend, direkt an der gleichnamigen Stadt. Es liegt direkt an der Hauptstraße nach Kirkuk,, macht von außen einen sehr gepflegten Eindruck. Allerdings ist es nicht winterfest eingerichtet. Wie die beiden anderen Camp in kürzester Zeit entstanden, ist es mit 5000 Flüchtlingen belegt, ausgelegt auf 7000, da es einen eigenen Teil für junge Männer gibt, der noch nicht belegt ist, dass folgt in den nächsten Tagen. Dieses Lager ist quasi ein Umschlag-Lager, da viele Flüchtlinge in der Umgebung in dieser fruchtbaren Gegend bei den Bauern schon Arbeit gefunden haben und auch dort leben können. Die Menschen kommen überwiegend aus dem kurdischen Teil Syriens.
Im Camp hat anfangs das Militär gekocht, jetzt wird umgestellt auf die Verteilung von Verpflegung und die Selbstzubereitung, auch hier Sammelkochstellen. Genau wie im zweiten Camp fehlt es hier an Babynahrung, Windeln sowie isolierten Kannen und kleinen Alltags-Geräten. Ebenso an Waschmitteln.
Über 500 Flüchtlinge wurden schon in Arbeitsstellen vermittelt durch die NGO BCF. Diese veranstaltet auch Freizeitaktivitäten und Kurse. UN-Organisationen vor Ort, ebenso die Dänen, Norweger und eine französische NGO. Med. Versorgung erfolgt in der Stadt. Schule im Aufbau. Auch wurde von der Bevölkerung am Anfang tatkräftig geholfen. In diesem Camp gibt es nach Aussagen der Leitung keinerlei Ausgangs- oder Zutritts-Beschränkungen. Wohl ist dieses Lager umzäunt, aber am Eingangsbereich geht es frei zu.
4. Gespräch mit dem syrisch-katholischen Erzbischof Petros Mouche
Im christlichen Ortsteil Ankava hat die chaldäische Diözese der syrisch-katholischen Diözese eine kleine Wallfahrtskirche überlassen, damit sie dort tätig sein kann bis sie eine eigene Pfarrei installieren kann. Derzeit sind direkt neben dieser Kirche einige provisorische Gebäude als Treffpunkt aufgebaut, sowie ein Container als Pfarrbüro. Der Pfarrer wohnt zurzeit in einer Mietwohnung.
Diese Neugründung wurde notwendig, weil sich inzwischen rund 400 Familien, alles Flüchtlinge vorwiegend aus dem Irak, in Ankava niedergelassen haben. Die kurdische Regierung hat der syrisch-katholischen Kirche ein Grundstück zur Verfügung gestellt und auch Finanzmittel, damit sie in diesem Ortsteil eine eigene Kirche bauen kann. In ca. einem Jahr soll dies fertig sein, so der Bischof. Diesen trafen wir im Pfarrbüro Container. Er berichtete, dass auch in Karakosh, nahe bei Mosul, wo er derzeit residiert, die christliche Bevölkerung Lebensmittel gesammelt hätte, die sie dann in eins der Flüchtlingscamps gebracht hätte. Ansonsten gäbe es in den Orten in der Ninive Ebene nur wenige syrische Flüchtlinge. Wohl einige mehr in Mosul.
Er berichtete, dass sich die im Sommer in Betrieb genommene Bäckerei in Karakosh gut entwickelt und sie zwar noch keinen Gewinn machen würde (“das ist auch nicht nötig“), aber auch keinen Verlust mehr. Sie würde zuverlässig zehn Familien die Existenz sichern und hunderten von Menschen das tägliche Brot garantieren.
Zur Situation in Mosul führte er aus, dass er das Gefühl hätte, dass sich die Lage für die Christen etwas entspannt hätte. Am Feiertag Mariä Himmelfahrt hätten es sogar mehr als 450 Christen gewagt, mit ihm in der Stadt eine kleine Prozession zu veranstalten. Das wäre gut gegangen. Auch bei den Sonntagsmessen gibt es jetzt danach immer ein Treffen mit den Gläubigen im Bischofsgarten, was vorher nie möglich war. Zitat: „Die Moslems sind mit sich selber beschäftigt, sodass wir etwas aus dem Schussfeld geraten sind“.
Allerdings gab es vor wenigen Tagen wieder ein Sprengstoff-Attentat bei einer Trauerfeier, bei der auch der Bischof anwesend war. Bei dem Attentat starben 34 Menschen.
Nach wie vor ist die materielle Lage der in Mosul verbliebenen Christen sehr schlecht, da viele es nicht wagen, zur Arbeit zu gehen und dabei auch ihr Geld zu holen. Er versucht im Rahmen der Möglichkeiten, materiell zu helfen.
Die in Karakosh installierte Arztpraxis, die wir im Juni besichtigt hatten, musste auf Anordnung des Gouverneurs von Mosul schon nach wenigen Tagen wieder geschlossen werden. Sie hatte Medikamente verteilt, was vom Gesetz nicht erlaubt ist. Danach muss eine eigene Apotheke eingerichtet werden, die zudem an einer Hauptstraße liegen und von einem approbierten Apotheker geleitet werden muss. Das versucht er derzeit zu klären, weshalb er die von uns zugesandten Anträge der Aktion Medeor noch nicht ausgefüllt zurückgeschickt hätte.
Kritik äußerte er offen an dem beim chaldäischen Erzbischof von Ankava installierten Koordinierungsbüro. Bislang wären alle seine Anträge und Versuche auf Anträge dort abgelehnt worden. Er äußerte vorsichtige Zweifel, ob diese Stelle auch neutral genug sei, um Anträge aus anderen Diözesen zu bearbeiten und an deutsche Hilfswerke zu senden.
Ansonsten verlief das Gespräch in der üblichen freundschaftlichen Atmosphäre.
5. Gespräch mit dem chaldäischen Erzbischof von Mosul Amel Nona in Karames/Niniveebene
Bei dem am gleichen Tag stattgefundenen Gespräch mit Erzbischof Nona äußerte dieser sich nicht so positiv über die Lage in Mosul. Er hatte den Eindruck, dass sich die Lage seit Mitte bis Ende August verschlechtert hat. Es gebe jeden Tag 4-5 Attentate und seit zwei Tagen wäre die Situation ganz schlecht, sodass er im Moment nicht in die Stadt fahren würde. Die Attentate würden sich vorwiegend gegen alles richten, was vom Staat kommt. Also insbesondere gegen die Polizei, Beamte, Richter und Ähnliches. Außerdem hätte die Erpressung von Leuten, bei denen man noch Geld vermutet, wieder sehr stark zugenommen.
Nichtsdestotrotz begann an unserem Besuchstag am Nachmittag in Karames ein Jugendfestival für die Jugendlichen aus der Erzdiözese Mosul. Erwartet wurden rund 500 Jugendliche, darunter auch einige aus Mosul selbst.
Sein großer Wunsch ist es, dass er trotz alledem in Mosul eine kleine christliche Schule aufmachen kann. Dort würden dann vorwiegend muslimische Schülerinnen und Schüler sein, neben den wenigen Christen, aber an dieser Schule könnte dann die Saat gesät werden für ein besseres Miteinander. Ein Gebäude dafür hätte er - jetzt sucht er weitere Hilfe zur Realisierung. Ich habe ihn gebeten, seine Idee kurz schriftlich niederzulegen, damit man dann bei deutschen Stellen dafür werben kann.
Auch er würde gerne eine Arztpraxis eröffnen. Ärzte hätte er, aber hier besonders für Frauen, so etwas gäbe es nicht in der Ebene. Wenn wir also gebrauchte Ausstattung hätten oder einen Sponsor dafür, wäre er dankbar.
In Mosul gebe es inzwischen auch Flüchtlinge aus Syrien, aber fast ausschließlich Moslems, die bei Familien unterkommen würden. Auch in der Ninive-Ebene gäbe es nur wenige Flüchtlinge.
6. Gespräch mit dem neuen deutschen Generalkonsul in Erbil, Herrn Alfred Simms-Protz
Trotz einiger Terminverschiebungen gelang es uns, am Montag Mittag einen Termin im Generalkonsulat zu finden. Das Gespräch verlief sehr freundlich, Herr Sims Protz war sehr interessiert an unserer mehrjährigen Arbeit im Nordirak und zeigte sich gut informiert über die Lage der Flüchtlinge. Er berichtete über die Hilfen der Bundesregierung, die dies für die Camps im Nordirak meist über den Wucher NCR regelt. Neu sei, dass jetzt das Technische Hilfswerk unmittelbar zur Wasserversorgung in den neu errichteten großen Camps nahe bei Erbil eingesetzt werden wird.
Herr Sims Protz zeigte sich offen, bei der Finanzierung von Kleinprojekten über unser Büro in Erbil, das auch seitens der kurdischen Regionalregierung anerkannt ist, zu helfen. Hier werden wir weiteren Kontakt halten, um dies zu konkretisieren.
Er bat darum, dass wir uns für unsere nächste Reise frühzeitig anmelden, damit wir wieder einen gemeinsamen Termin finden.
7. Gespräch in der Zentrale der kurdischen NGO BCF in Erbil
Treffen mit Musa Ahmed, dem stellv. Generaldirektor und Karzan Noori, dem Projektdirektor sowie dem designierten neuen Generaldirekor.
Bei dem anfangs recht reserviert verlaufenen Gespräch, was sich aber dann schnell änderte, berichteten die Vertreter von BCF, dass sie sich eigentlich um Waisenkinder kümmern (insgesamt 9000 in Kurdistan) und vor allen Dingen im Bereich der Spendenakquirierung sehr aktiv seien.
Die Tätigkeit in den Camps sei auch für sie neu gewesen. Ihr Vorteil wäre, dass alle Ihre Mitarbeiter selbst einmal Flüchtlinge gewesen seien, so ein anderes Empfinden für die syrischen Flüchtlinge hätten und viele Dinge einfach wüssten.
Neben der materiellen Hilfe wäre es für sie wichtig, dass sie besonders den Kindern und Jugendlichen in den Camps viele Aktivitäten anbieten und sie auch für die Erwachsenen vermittelnd bei der Arbeitssuche tätig sein könnten. Dabei kann sich die Organisation auf viele ehrenamtliche Mitarbeiter stützen. Auch sie berichteten begeistert von der großen Welle der Hilfsbereitschaft der kurdischen Bevölkerung in den letzten Wochen.
Was Sie von uns erhofften, wäre, dass wir aus unserer Erfahrung die Verantwortlichen der Camps schulen, damit sie besser ihre Aufgaben erfüllen können. Wir haben zugesagt, darüber nachzudenken, wie das gehen könnte. Unser Eindruck ist, dass sie aus ihrer Lebenserfahrung heraus schon vieles richtig machen und es gut wäre, wenn sie darin Bestätigung bekommen würden.
Für den kommenden Winter sind in materieller Hinsicht noch viele Dinge notwendig zur Ausstattung der Camps. Insbesondere Heizgeräte, Winterbekleidung, Bettdecken und Schuhe für den Winter wären dringend notwendig.
Das Gespräch endete in guter Atmosphäre, eine weitere Zusammenarbeit wurde vereinbart.
Essen, den 23.09.2013
f.d.R.: Rudi Löffelsend